"Mama ich hab mir vorhin spontan etwas gekauft" - "Ja ich weiß. Sieht toll aus" - "Ich hab es dir doch noch gar nicht gezeigt." - "Ich hab das Foto auf Twitter gesehen" oder "psst Franzi *aufs Handy zeig*" - "Franzi guck mal ich hab dir auf Twitter eine Nachricht geschickt"
Beziehungen sind erst dann eine richtige Beziehung, wenn es auf Facebook offiziel eingestellt ist und wieso sollten wir Neuigkeiten jemanden direkt erzählen, wenn man es doch auf Facebook und/oder Twitter lesen kann? Wer braucht da schon dieses komische "miteinander reden"?
Auch wenn ich unbestreitbar ebenfalls ein Opfer der Sozialen Netzwerke bin, gibt es so einige Sachen, die mich an anderen und auch an mich selbst aufrege. Nehmen wir doch einen Abend mit Freunden. Es vergeht keine Minute in dem nicht jemand sein Handy in der Hand hat um mit Leuten, die nicht anwesend sind zu schreiben, zu erzählen was gerade passiert, um Fotos zu machen und diese am besten auch noch hochzuladen oder man muss natürlich gleich erst mal auf Facebook markieren wo man ist und mit wem alles und die markierten müssen dann auch gleich ebenfalls ihre Handys zücken um das zu liken und eventuell zu kommentieren. Seit dem ich immer mehr Mitglieder meiner Familie bei Facebook habe, denke ich immer vorher nach ob ich wirklich will, dass das alle wissen. Allgemein fange ich auch an mich immer mehr von Facebook zu trennen und genau dann merkt man erst, wie wenig man noch von seinen Freunden mitbekommt, wenn man da nicht mehr ist, denn sowas wie neue Beziehungen werden nur auf Facebook "angekündigt" und wenn man wie ich, nicht häufig genug online ist um das zu sehen, erfährt man sowas nur so nebenbei. Am besten sind dann solche Kommentare wie
"was das weißt du nicht? Wir sind schon x Monate zusammen. Ich habe das doch auf Facebook eingetragen"
Selbst in meiner Familie kann man sich das Handy kaum noch wegdenken, was meine Oma an Familienfeiern, doch gerne mal aufregt, wobei auch diese bei Facebook vertreten ist.
Es gibt kaum noch Menschen, die nicht irgendwie im Sumpf der Sozialen Netzwerke und der Smartphones verschwunden sind. Gerade mal zwei Menschen "kenne" ich, die kein Handy haben und da muss ich mir immer denken "wie halten die das nur aus?". Irgendwie ein schrecklicher Gedanke, wenn man es mal genau überlegt, wo wir doch alle ab etwa meinem Alter noch die Zeit ohne Handys/Smartphones kennen, aber wir sind so sehr gefangen, dass man sich das kaum noch vorstellen kann. Wenn man unterwegs ist, kann man ganz einfach jemand anderer erreichen, wenn man nicht weiß wie man nach Hause kommt, sagt einem irgendeine App wie man fahren muss oder wenn man gerade nicht weiß wohin man mit Freunden gehen soll.. dann googelt man danach einfach übers Handy.
Selbst wenn ich im Urlaub bin, habe ich mein Handy immer bei mir und das auch wenn ich gar nicht ins Internet kann. Das Handy muss trotzdem irgendwie immer bei mir sein, auch wenn ich nur Musik höre, Fotos mache oder Spiele spiele. Ohne komme ich mir immer irgendwie nackt vor. Ab und zu lasse ich aber genau deswegen mein Handy einfach mal zu Hause. Macht das auch mal einen Tag lang und achtet mal genau auf euer Umfeld. Ganz viele im Bus, in der Bahn oder sonst wo hocken an ihren Handys und kapseln sich damit völlig von ihren Mitmenschen ab.
Ich LIEBE Smartphones und den mobilen Internetzugriff dafür, dass ich mit Leuten außerhalb von Berlin in Kontakt bleiben und mich austauschen kann. Auch um einfach mal meine Gedanken in Twitter los zu werden oder einfach mal stumpsinnig zu quatschen, wenn man gerade niemanden dafür hat, aber gleichzeitig geht dadurch auch das miteinander verloren. Mein Onkel sagte dazu mal
"Früher konnte man jemand neues viel einfacher kennen lernen. Ein Blick, ein lächeln und dann kam man ins Gespräch. Heute geht das doch gar nicht mehr wo alle mit Kopfhörer im Ohr auf ihre Handys starren."